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Gommer Höhenweg - erster Premiumwanderweg der Schweiz

27 Kilometer lang ist er, der Gommer Höhenweg. 27 Wanderkilometer der Extraklasse. Walliser Bergwelten, ursprüngliche Dörfer, originelle Berggaststätten, kurzweiliger Wegverlauf. Der Gommer Höhenweg steht für ein zweitägiges Wandererlebnis auf sehr hohem Niveau.


Ruhiges Hochtal im Wallis

Das Goms; im Winter ein beliebtes Ziel für Langläufer, im Sommer ein Wanderparadies mit Geheimtipp-Charakter. Die grossen Touristenströme finden jedenfalls anderswo statt. Zermatt und Saas Fee sind nah und saugen das Gros der Touristen auf. Für das Goms ist das nur positiv. Zwischen Natur und Kultur herrscht Einklang. Nur wenige Seilbahnanlagen stören das Landschaftsbild, Städte gibt’s auch keine. Ursprüngliche Dörfer mit dunklen Holzhäusern prägen das Bild. Eine Hauptstrasse und eine Schmalspurbahn – die Matterhorn-Gotthard-Bahn – führen durchs Tal. Ein Blick auf die Landkarte reicht allerdings um die Bedeutung des Goms als alpiner Verkehrsweg zu erkennen. Gleich drei wichtige Alpenpässe – der Grimselpass vom Berner Oberland, der Furkapass von Andermatt und der Nufenenpass vom Tessin – führen nämlich ins Walliser Hochtal.

Trotz der wichtigen Verkehrsverbindungen geht’s im Goms aber eher ruhig und beschaulich zu und her. In den Sommermonaten bringt der Ausflugs- und Urlaubsverkehr Leben ins Tal. Im Winter dagegen wird’s richtig still. Die Pässe sind geschlossen und die einzige Verbindung führt vom Unterwallis über Brig hinauf ins Goms. Und auch dies ist nicht einmal unbedingt sicher. Im Lawinenwinter 1999 war das Goms für längere Zeit vollständig von der restlichen Schweiz abgeschnitten. Der Gommer Höhenweg quert an einigen Stellen die steilen Seitentäler, durch welche in schneereichen Wintern die Lawinen ins Tal hinunter donnern.

Von Nordosten nach Südwesten oder andersrum?

Im Grunde genommen lässt sich der Gommer Höhenweg in beide Richtungen wandern, also von Oberwald über Münster nach Bellwald oder eben auch umgekehrt. Die offiziellen Beschilderungen und die Angaben zu den Abschnittszeiten funktionieren für beide Varianten bestens. Geeignete Orte zum Übernachten finden sich auch in beiden Richtungen. Und doch erscheint die Variante von Oberwald nach Bellwald die etwas Sinnvollere zu sein. Ein logisches Argument dafür liegt in der Beschaffenheit des Weges. Der Abschnitt von Oberwald bis nach Münster ist nämlich als „einfacher Wanderweg“ kategorisiert, wogegen der Abschnitt von Münster nach Bellwald als „Bergwanderweg“ eingestuft ist. Zum Eingewöhnen wäre also am ersten Tag lockeres Wandern angesagt, bevor es am zweiten Tag dann richtig zur Sache geht. Wobei anzumerken ist, dass der Gommer Höhenweg allenfalls für durchschnittliche Flachlandwanderer eine Herausforderung darstellt. Gipfelerprobte Bergwanderer kommen auf dem Gommer Höhenweg mit Bestimmtheit nicht an ihre Grenzen.

Dem Flusslauf des Rotten folgen

Bauchbasierte Argumente für die Nordost-Südwest-Variante gibt’s natürlich auch. Der nahe Fluss, der Rotten, so heisst die Rhône auf diesem Abschnitt, fliesst im Goms von Nordosten nach Südwesten. Mit dem Fluss wandern macht Sinn. Von oben nach unten, von der Quelle zur Mündung schein irgendwie logisch. Die Rhône, jener grosse Strom, der in Südfrankreich in einem gigantischen Flussdelta ins Mittelmeer mündet, entspringt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Goms. Die Zunge des Rhônegletschers gilt als offizielle Quelle. Ein weiteres Bauchargument ist der fast stete Ausblick aufs 4’506 m hohe Weisshorn. Würde das Matterhorn nicht im Wallis stehen, das Weisshorn wäre der unbestrittene Star unter den 4000ern in den Walliser Alpen. Eine weisse Pyramide, weit herum sichtbar, prachtvoll, erhaben. Ein Gipfel wie ein Bilderbuch.


Start in Oberwald

Der offizielle Startpunkt des Gommer Höhenwegs befindet sich mitten im Dorf Oberwald. Wer also mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn anreist – und das sei an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen – muss zuerst vom Bahnhof Oberwald in die falsche Richtung bis zum Dorfzentrum wandern. Das Dorf selber besteht aus ein paar typischen Holzhäusern, einem Dorfladen, einigen Hotels und Restaurants, der Autoverladestation des Furka-Basistunnels und natürlich einer Kirche. Der Wanderweg steigt auf der rechten Talseite vom Dorfkern durch eine Wiese hinauf zum Waldrand. Bevor der Wanderweg in die ersten Föhrenwälder eintaucht, wird die Trasse einer Zahnradbahn gequert. Nach der Eröffnung des Furka-Basistunnels im Jahr 1982 wurde der reizvolle Abschnitt der damaligen Furka-Oberalp-Bahn über Gletsch hinauf zum 2160 m hoch gelegenen Furka-Scheiteltunnel stillgelegt. Die Gleisanlagen sollten anschliessend zurück gebaut werden. Das fanden einige Eisenbahnverrückte derart schade, dass sie flugs den Verein Furka-Bergstrecke gründeten um danach die über 17 Kilometer lange Bergstrecke von Realp bis nach Oberwald in mühevoller Fronarbeit wieder in Stand zu stellen. Heute wird dieses Stück Schweizerische Eisenbahn-Geschichte von Eisenbahnfans aus der ganzen Welt als touristische Bahn wieder rege genutzt.

Bergbäche en Masse

Schon bald verengt sich der Wanderweg zu einem schmalen Pfad. Weicher Boden und angenehm duftende Föhrenwälder sorgen für entspannte Wandergefühle. Begleitet von ersten prachtvollen Ausblicken, schlängelt sich der Gommer Höhenweg dem Hang entlang in südwestlicher Richtung. Alle paar hundert Meter quert der Weg einen tosenden Bergbach. Kaum erwähnenswert, dass zur Querung der Bäche jeweils eine sichere Brücke zur Verfügung steht. Die Füsse bleiben also in der Regel trocken. Die grösseren und wasserreicheren Bäche haben teils tiefe Täler gebildet. Gerade diese wildromantisch anmutenden Abschnitte sind es, die dem Gommer Höhenweg eine besondere Faszination verleihen. Die wirklich grossen und tiefen Täler werden übrigens alle erst am zweiten Wandertag gequert. Darunter das Minstigertal, dessen Querung gleich zu Beginn der zweiten Etappe eine knappe Wanderstunde in Anspruch nimmt. Die Strecke vom östlichen Taleingang zum westlichen Ausgang lässt sich allerdings auch erheblich abkürzen. Am zweiten Wandertag kann man nämlich von Münster direkt nach Westen wandern und so den Umweg durchs Minstigertal locker umgehen. Apropos Abkürzung; der Gommer Höhenweg lässt sich an vielen Stellen unterbrechen. Infotafeln weisen an Verzweigungen den Weg und die Wegzeiten zum nächstgelegenen Bahnhof unten im Tal.

Aufenthalt in Münster

Am Ende der ersten Etappe führt der Gommer Höhenweg über einen kurzen Abstieg hinunter nach Münster. Das Dorf ist so etwas wie der Hauptort im Goms. Und es ist hübsch anzuschauen. Im Dorfzentrum fallen die zahlreichen alten Holzhäuser auf. Die aus Lärchenholz gebauten Gommer Häuser wurden früher auf Pfählen errichtet und dann zum Schutz vor Nagetieren mit flachen Steinplatten, den Mäuseplatten, versehen. Die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert markiert das Wahrzeichen im Ort. Die Grösse der Marienkirche wirkt für die gerade mal etwas über 400 Einwohner etwas überdimensioniert, unterstreicht aber den Einfluss und die Bedeutung der christlichen Kirche in dieser Region.


Die zweite Etappe

Deutlich länger, deutlich mehr Höhenmeter und auch etwas anspruchsvolleres Gelände, etwa so lautet die Kurzbeschreibung zur zweiten Etappe von Münster nach Bellwald. Ein kurzer Abschnitt über einen asphaltierten Weg führt erst einmal wieder zurück zum eigentlichen Höhenweg. Kurz darauf beginnt der Aufstieg zur Guferschhütte. Die Hütte ist ein echtes Bijou und sei an dieser Stelle explizit für einen kulinarischen Kurzaufenthalt empfohlen. Fantastische Lage, urige Ausstattung und eine fantasievolle Speisekarte. Mit rund 1800 Metern befindet sich bei der Hütte übrigens auch gleich der höchste Punkt am Gommer Höhenweg. Ein paar Meter neben der Hütte sprudelt der Reckingerbach den Berg runter. Die nächsten Täler und Talkessel sind bekannt für immer wieder grosse Lawinenniedergänge. Dem entsprechende Warnvorrichtungen und Geländeverbauungen brechen in diesen Tälern die Vorherrschaft der sonst überwiegend naturbelassenen Landschaften.

Walibachhütte

Beim Walibach im Bieligertal wartet die zweite Berggaststätte auf durstige und hungrige Gäste. Vergleicht man die Walibachhütte mit der Guferschhütte, wirkt diese im Nachhinein wie ein Luxustempel. Urig? Die Walibachhütte würde diese Charaktereigenschaft als masslos übertriebenes Kompliment abtun. Primitiv passt schon eher. Wobei die Bezeichnung „primitiv“ bei der Walibachhütte einen durchaus positiven Touch erhält. Auf jeden Fall ist die Walibachhütte die letzte Verpflegungsmöglichkeit bis zum Ziel in Bellwald. Immer weiter schlängelt sich der Gommer Höhenweg in südwestlicher Richtung. Tal um Tal wird gequert, einige Passagen weisen durchaus bergtourenähnlichen Charakter auf, bis nach einer gesamten Wanderzeit von rund neun Stunden die ersten Häuser von Bellwald auftauchen. Ganz im Stile von Münster, bestimmen auch in Bellwald vorwiegend alte Holzhäuser das Dorfbild. Grandiose Ausblicke aufs Weisshorn und auf die Fiescherhörner gibt’s als Belohnung obendrein. Ein krönender Abschluss.


Facts & Figures

Das Goms ist ein Hochtal (1000 bis 1400 m.ü.M.) im Wallis und liegt ganz im Osten des Kantons. Es erstreckt sich von Oberwald im Nordosten bis nach Fiesch im Südwesten. Die Gipfel links und rechts vom Goms erreichen Höhen bis zu 3'500 m. Der Gommer Höhenweg erhielt 2012 als erster Wanderweg der Schweiz das Wandersiegel „Premiumweg“ des deutschen Wanderinstituts e.V.

Startort: Bahnhof Oberwald (Fahrplan: www.sbb.ch)
Zielort: Seilbahnstation Bellwald
Routenverlauf: Oberwald – Chietal – Trützital – Münster VS / Münster VS – Guferschhütte – Walibachhütte – Bellwald
Distanz: 27 Kilometer
Höhendifferenz: 1'350 m Aufstieg und 1'155 m Abstieg
Wanderzeit: 9 Stunden
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober
Übernachten unterwegs: Münster VS (www.wanderungen.ch/de/wanderhotels.html)
Gaststätten am Weg: Oberwald, Münster VS, Guferschhütte, Walibachhütte, Bellwald

Routenverlauf vom Gommer Höhenweg


Bildstrecke

Unterwegs auf dem Gommer Höhenweg. Blick zurück Richtung Pizzo Rotondo. Gommer Höhenweg. Münster im Goms.
Blick zurück zum Dorf Münster. Im Aufstieg zur Guferschhütte. Tiefblick zur Kapelle bei Ritzingen. Kirche in Bellwald und Ziel des Gommer Höhenwegs.