Esther Roth

Esther Roth auf dem Appenzeller Weg.

Künstlerin Esther Roth (70) sagt: «Malerei ist Arbeit, verbunden mit viel Ausdauer.» Und: «Hochgesteckten Zielen nähere ich mich in kleinen Schritten.» Durch ihr Werk zieht sich die Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung. Ausdauer und Atem, ein weiter Weg und kleine Schritte – ihr Verständnis der Kunst und die Eigenheiten des Pilgerns liegen nah beisammen. Roth ist seit Jahren passionierte Wanderin, am liebsten jedes Wochenende und über lange Strecken, «ausser es giesst wie aus Kübeln».


Mein Fazit

Das wäre eine Wanderung für meine Freundinnen. Das Pensum ist jeder Person zuzutrauen. Wer neugierig ist, bekommt auch für Kopf und Geist genug Nahrung.

Mein Vater war Appenzeller. Er schwärmte für den Säntis.
Dieser Berg ist immer präsent, nah, aber nie bedrohlich. Er wacht über die saftigen Wiesen und die Menschen in dieser Landschaft. Wer sich auf diese Art durch die Natur bewegen kann, darf dankbar sein. Mein persönliches Ziel: die Dankbarkeit permanent in mir zu tragen.
Das Frauenkloster Maria der Engel in Appenzell hat mir gut gefallen, eindrücklich, wie die Geschichte in den langen Gängen noch spürbar ist. Ein Leben im Kloster wäre jedoch unvorstellbar für mich. Ich freue mich, jeden Tag selber gestalten zu können und ins volle Leben einzutauchen.
Den Barfussweg erlebte ich intensiv. Den Schlamm zwischen den Zehen zu spüren und am Ende im kalten Bach zu stehen – ein wiedergefundenes Gefühl, das mich motiviert, auch im Alltag vermehrt barfuss zu gehen.

Unser Newsletter

Im Newsletter stellen wir jeden Monat saisonale Wander-Vorschläge und viele weitere Tipps und Infos zum Thema Wandern vor.

Nächster Versand: 18.04.2024

Hier geht's zum Anmeldeformular >>

Mit Esther Roth auf dem Appenzeller Weg

3-Tages Wanderung von Rankweil nach St. Peterzell

Appenzeller Weg in Kürze: Wanderung, Pilgerweg und europäischer Kulturweg, 3 Tage/3 Etappen (1. Etappe: Rankweil (A) - Appenzell, 2. Etappe: Appenzell - Urnäsch, 3. Etappe: Urnäsch - St. Peterzell), 2 Nächte (Übernachtung in Appenzell und Urnäsch), Schweiz Mobil Route Nr. 44, 51 km, 1'650 Höhenmeter.

Unterwegs auf dem Appenzeller Weg.


Auf leisen Sohlen

Gras kitzelt, Schlamm saugt, Wasser kühlt, Holz wärmt: Auf dem Barfussweg von Gonten erlebt man die Natur mit allen Sinnen.

Wenige Schritte hinter dem traditionellen Natur-Moorbad Gontenbad beginnt der Barfussweg. Wann soll man sich der schützenden Wanderschuhe entledigen? Am besten gleich: Schuhe ausziehen, Socken wegpacken, Hose aufrollen – los geht’s Richtung Jakobsbad.

Barfussweg beim Jakobsbad.Das Gras kitzelt, die Erde ist feucht, der Boden weich. Die plötzliche Fussfreiheit erfrischt. Der grosse Säntis rückt in den Hintergrund, der grosse Zeh und seine vier Kollegen drängen sich in den Vordergrund. Fokus auf im Winter fremd gewordene Körperteile: Sohle, Rist, Knöchel, Waden.

Schritt für Schritt über weite Matten, herrlich für die bleiche Haut. Im Schatten der Fichten ist der Boden kühl, die Nadeln piken, die Aufmerksamkeit gilt den Wurzeln: Nur nicht mit dem Zehennagel dagegen stossen! Ja, angenehm ist das Barfusswandern, wäre da nicht dieser Graben:

Die Brühe gluckst und blubbert, Laich schillert auf dem Wasser. Welch Getier wohl darin lebt? Glotzt wohl mit grossen Augen über den Grabenrand auf unsere Füsse und denkt: fein, Futter! Das Brackwasser ist kühl, der Moorschlamm saugt den Schenkel ein bis zum Knie und schlürft und rülpst, als wären wir Menschen ein exquisites Mahl.

Zäh klebt der Schlamm, bedeckt den ganzen Unterschenkel. Komische Naturstrümpfe, wie nicht von dieser Welt, doch gleichzeitig erdig. Und belebend: In der Sonne trocknet die schwarzbraune Masse rasch, zieht Feuchtigkeit aus der Haut.

Routenreporterin Esther Roth sagt mit einem Hauch von Sentimentalität: «Im Alltag fehlt uns oft die Achtsamkeit für das, was uns gut tut.» Der Barfussweg und das reinigende Kneippbad im kalten Bach tun gut – den Füssen sowieso, der Seele aber auch.

Stiftung Kloster Maria der Engel, AppenzellStiftung Kloster Maria der Engel, Appenzell

Das Gebet im Vordergrund, besonders die ewige Anbetung. Ununterbrochen wurde im Frauenkloster Appenzell gebetet: Minute für Minute während Jahrhunderten. 2008 sind die letzten fünf Kapuzinerinnen des Konvents ausgezogen. Heute unbewohnt, dient das Kloster Maria der Engel als Unterkunft für Pilger und Reisende sowie als Ort der gepflegten Stille für Ruhesuchende. Für eine Stunde, eine Nacht oder viele Wochen. Hier schliefen Besucherinnen und Besucher besonders gut, sagt Verwalter Emil Dörig, «auch dank des Gebets.» Und wegen der hohen Mauern, die das Kloster im Herzen von Appenzell vor zu viel Neugier schützen und vor Lärm des Alltags.

Kulinarische Spezialitäten, Appenzell

Den berühmten Käse gibt es in verschiedenen Reifegraden, vom milden «Classic» bis zum herzhaften «Räss-Chääs». Mit Butter zum Verfeinern, mit Beerewegge zum Verstärken. Wer durchs Dorfzentrum schlendert, entdeckt an jeder Ecke die eine oder andere Spezialität: knackige Würste, geräuchertes Rind, süsse Biberli. Zum Schluss gibts das obligate… Es muss nicht immer Alpenbitter heissen, auch ein Kapuziner Bitterli räumt den Magen auf, erhältlich in der Löwen-Drogerie.

Brauchtumsmuesum, Urnäsch

Ein schräges Museum, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht die Ausstellungsinhalte, da gibt es wunderbare Betten, Werkzeuge, Malereien und Trachten, die von der reichhaltigen Geschichte des Appenzells erzählen. Nein, schräg ist das Haus: krumme Türen, quere Winkel, abschüssige Dielen, knarrende Balken und verschieden lange Wände. Von aussen nicht erkennbar, öffnet sich den Besuchern ein sympathischer Irrgarten von Räumen und Durchgängen, auf undefinierbaren Stockwerken und Zwischenebenen. Vielschichtig, urchig, hügelig – wie das Appenzellerland und seine Kultur.


Hausgemacht mit Geduld und Gebet

Was der Körper braucht, der Seele hilft und das Herz begehrt: Laden und Apotheke des Kapuzinerinnen-Klosters Leiden Christi sind einen Abstecher wert.

Klosterladen

Schwester Mirjam, Schwester Dorothea, Ihr Laden ist weit herum bekannt, was ist Ihr Erfolgsrezept?

Wir legen möglichst viel Handarbeit in jedes unserer Produkte. Irgendwie geht so Energie rein, denke ich. Man spürt doch einen Unterschied, ob ein Produkt maschinell hergestellt ist oder ob man es mit Liebe und Sorgfalt mischt. Aber wie andere Hersteller auch, müssen wir bestimmte Auflagen und Vorschriften einhalten.

War das immer schon das Credo Ihres Klosters oder surfen Sie einfach gut mit auf der Lifestyle-Bio-Nachhaltigkeits-Welle?

Wir haben immer so gearbeitet. Früher stellten wir vor allem medizinische Produkte her. Gemäss den Auflagen des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic dürfen wir Arzneien nicht bewerben. Also haben wir unser Angebot mit Punsch und Sirup erweitert. Denn ein Online-Shop haut nicht, wenn man nur Seife, Likör und Kosmetik anbietet. Alle unsere Getränke sind Eigenkreationen.

Ihre Grundkompetenz ist aber die Naturheilkunde?

Mit Pflanzen, Kräuter und Früchte kennen wir uns aus, ja. So wie unsere Erfahrung wuchs, vergrösserte sich auch unsere Palette. Es gibt Unternehmen oder Privatpersonen, die uns mit speziellen Wünschen kontaktieren – so probieren wir stets Neues aus.

Die Rezepte entstanden innerhalb dieser Mauern und sind somit die Schatztruhe Ihres Klosters?

Der Laden wird positiv wahrgenommen, weil er ein Klosterladen ist, hinter dem eine Gemeinschaft steht. In jeder Salbe, jedem Sirup, jedem Öl stecken auch unsere Wünsche und Gebete drin. Wenn wir Kunden haben, die gesundheitlich eine schwere Zeit durchmachen, sprechen wir manchmal auch Stossgebete aus während der Herstellung und bitten Gott so um Hilfe. Das unterscheidet unsere Apotheke von einem x-beliebigen Geschäft.

Ihr Verkaufsrenner heisst Angelika. Was ist das Besondere an diesem Likör?

Es ist das älteste, ursprüngliche Rezept, das wir verwenden. Der Likör wurde kurz nach Klostergründung im Jahr 1851 gegen Magenbeschwerden entwickelt.

Also die Schweizer Version von Klosterfrau Melissengeist?

(schmunzelnd) Ja, aber verbessert...

Wann sollte ich mir ein Gläschen gönnen?

Wenn Sie Probleme mit dem Einschlafen haben, wenn Sie durchfroren sind, bei Halsweh oder Magenbeschwerden.

Kloster Leiden Christi, Jakobsbad

Kapuzinerinnen Kloster Leiden Christi

Leiden Christi ist ein selbstständiges Kapuzinerinnen-Kloster, das die klösterliche Tradition mit der Moderne verbindet: «Wir sind da für die Mitmenschen draussen. Es gehört zu unserer Aufgabe, das Weltgeschehen mitzutragen». Die acht Schwestern und zwei Novizinnen leben in Distanz zur Hektik des Alltags – und haben deshalb Zeit für die Menschen und ihre Anliegen. Die Begleitung von Menschen in Not mit Gebet ist eine wichtige Aufgabe, die im Stillen geschieht. Gebetsanliegen nehmen die Schwestern persönlich, telefonisch, brieflich und online entgegen.


Noch mehr spannende Fernwanderwege >>